Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Linke bringt heute einen Antrag ein, um den dramatischen Fachkräftemangel in den Kitas und an den Schulen anzugehen.
Sie, liebe Ampelparteien, reden viel von Fortschritt und von Chancen;
(Marianne Schieder [SPD]: Zu Recht!)
die neue Ministerin kündigt sogar eine Bildungsrevolution an. Das klingt auch alles gut – Fortschritt und Revolution mögen wir Linke natürlich auch sehr gerne, klar –, aber es darf eben nicht nur gut klingen, sondern am Bildungssystem muss sich auch tatsächlich etwas ändern. Es muss sich auch endlich mal etwas tun in der Realität.
(Beifall bei der LINKEN)
Und in der Realität gibt es ein paar Baustellen, die in Ihrer Rhetorik noch nicht einmal auftauchen. Eine davon ist eben der krasse Fachkräftemangel in der Bildung. Die Schulen und Kitas sind am Limit angekommen. Die Lehrkräfte und die Erzieherinnen und Erzieher haben den Kanal mittlerweile gestrichen voll; so viel kann man sagen.
(Beifall bei der LINKEN)
Die Situation in Schulen und Kitas war schon vor Corona eine Zumutung. Seit der Pandemie ist es einfach nur noch irre. Und wenn jetzt nichts getan wird – das ist die Situation –, dann wird das alles noch mal schlimmer, dann werden in drei Jahren über 45 000 Lehrkräfte an Schulen fehlen und bis 2030 über 200 000 Erzieherinnen und Erzieher. Deswegen, Kolleginnen und Kollegen, geht es jetzt um eine politische Offensive, um eine bundesweite Ausbildungsoffensive von Bund und Ländern für mehr Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher.
(Beifall bei der LINKEN)
Jahr für Jahr wurde das Thema verschleppt, auch hier im Hause, und die Folgen sind verheerend: Eltern und Kinder leiden unter Unterrichts- und Betreuungsausfall. Neue Kitagruppen können nicht eröffnet werden; in meiner Heimatstadt, in München, werden gerade Kitas wieder geschlossen, weil es kein Fachpersonal gibt. Und die Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher werden verbrannt; denn sie müssen ja diesen Mangel, der wirklich nichts anderes ist als politisches Versagen, Tag für Tag ausbaden und durch Mehrarbeit ausgleichen. Die Folgen sind ein hoher Krankheitsstand, Burnout, Anträge auf Verkürzung der Arbeitszeit, vorzeitiges Aussteigen aus dem Beruf. Das kann so nicht bleiben, Kolleginnen und Kollegen.
(Beifall bei der LINKEN)
In wenigen Tagen startet die Tarifrunde der Sozial- und Erziehungsdienste. Da kämpfen die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, die Erzieher/-innen, die Kinderpfleger/-innen, die Schulassistenzen um Wertschätzung und um Anerkennung, für eine bessere Eingruppierung und mehr Lohn, aber eben auch für eine Verringerung der Arbeitsdichte, also für Entlastung und Qualität. Wir, die Politik, sollten sie dabei unterstützen. Das ist nach zwei Jahren Pandemie wirklich das Mindeste, was wir tun können, Kolleginnen und Kollegen.
(Beifall bei der LINKEN)
Auch die Lehrkräfte an Schulen müssen bei der Bezahlung endlich alle gleichgestellt werden. Ich meine, was ist das eigentlich für ein Irrsinn, dass die Arbeit an Grundschulen oder an Mittelschulen weniger wert sein soll als die an Gymnasien? Das ist feudales Denken. Das kann wirklich endlich mal weg.
(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Jessica Rosenthal [SPD])
Weg, Kolleginnen und Kollegen, muss auch das Kooperationsverbot. Große Bildungsaufgaben müssen von Bund, Ländern und Kommunen gemeinsam angegangen werden.
Kolleginnen und Kollegen von der Ampel, zeigen Sie jetzt, dass Sie nicht nur blumige Rhetorik können, sondern legen Sie bitte endlich los.
Vielen Dank.
(Beifall bei der LINKEN)