Sehr geehrte Frau Präsidentin! 2011, nach dem GAU von Fukushima, waren 87 Prozent der Bürgerinnen und Bürger für einen deutschen Atomausstieg bis spätestens 2020. Der Atomausstieg von Union und FDP folgte damals einfach den Umfragewerten. Heute, mit Windkraftanlagen vor der Haustür, plädieren 60 Prozent für Atomkraftwerke. Da sind Union, FDP und auch die AfD natürlich wieder für die Atomkraft.
(Andreas Bleck [AfD]: Wir waren schon immer dafür!)
Aber ich frage alle Befürworterinnen und Befürworter von Atomkraftwerken: Wollen Sie ein Atomkraftwerk in Ihrer Gemeinde oder neben Ihrer Stadt mit bis zu 200 Meter hohen Kühltürmen und einem Zwischenlager für abgebrannte hochstrahlende Uranbrennstäbe?
(Dr. Rainer Kraft [AfD]: Ja! In den Gemeinden, in denen sie betrieben werden, werden sie akzeptiert!)
Wollen Sie das notwendige Atommüllendlager in Ihrer Region? Ernsthaft, was würden Sie eher als Nachbarn bevorzugen: den Windpark oder das Atomkraftwerk oder das Atommülllager?
(Beifall bei der Linken – Dr. Rainer Kraft [AfD]: Kernkraftwerk!)
Denken Sie in Ruhe darüber nach. Ich habe noch ein paar Punkte.
(Jens Spahn [CDU/CSU]: Ich habe schon ein Lager!)
China baut einen neuen Bahnhof oder Flughafen in 2 Jahren. Der BER war nach 14 Jahren fertig. An Stuttgart 21 wird man wohl 16 Jahre bauen. Frankreich baute Notre-Dame in 5 Jahren wieder auf. Die Elbphilharmonie brauchte 10 Jahre. China braucht 6 Jahre für ein Atomkraftwerk mit Bau und Planung, Frankreich 20 Jahre. Wenn ich diese Maßstäbe annehme, dann dauert der Bau eines AKWs in Deutschland 40 Jahre plus x.
(Dr. Rainer Kraft [AfD]: Südkorea kommt mit drei Jahren hin!)
Bevor das erste neue AKW in Deutschland laufen könnte, würde das letzte laufende kommerzielle Kraftwerk längst still sein.
Und jetzt zu den Kosten. Ein Atomkraftwerk mit einer Leistung von 1 Gigawatt verursacht 20 Milliarden Euro Baukosten und produziert etwa 8 000 Gigawattstunden im Jahr. Windkraftanlagen für diese Strommenge haben Baukosten von nur 6 Milliarden Euro. Da bleiben 14 Milliarden Euro übrig für Speicher, für Elektrolyseure und noch ein paar Windräder extra.
(Beifall bei der Linken sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Rainer Kraft [AfD]: Das ganze Zeug, was nicht funktioniert!)
Weltweit wird kein Atomkraftwerk ohne Subventionen gebaut.
Aber über Atomkraftwerke kommen Staaten an Material für Atombomben. Ich will kein AKW in Thüringen, in Deutschland,
(Beifall bei der Linken)
so wie die AfD das möchte. Ich will auch keine deutschen Atombomben.
(Beifall bei der Linken – Dr. Rainer Kraft [AfD]: Also, jetzt wird es absurd!)
Liebe Bürgerinnen und Bürger, statt die Zeit mit einem sinnlosen Untersuchungsausschuss zu diesen Vorgängen zu verschwenden, hat sich die Linke lieber um gemeinnützigen Wohnungsbau und einen Mietendeckel gekümmert.
(Beifall bei der Linken – Zurufe von der AfD)
Wir haben ein Energiekonzept erstellt, das die derzeitigen Strompreise sofort um 9 Cent senken könnte, mit einem atmenden Industriestrompreis.
Wenn Sie von der AfD ein Problem mit meinen Reden haben, dann stellen Sie doch eine Zwischenfrage, dann antworte ich Ihnen drauf – aber das trauen Sie sich ja wieder nicht.
(Beifall bei der Linken)
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, was wäre mit der Erde passiert, wenn Adolf Hitler über Atombomben verfügt hätte? Auch damit Rechtsextremisten oder Fanatiker keinen Zugang zu radioaktivem Material erhalten oder Atomunfälle produzieren können, lehnt Die Linke AKWs ab.
Der Tabubruch am Mittwoch weckt die Sorge, dass Konservative Rechtsextremen den Weg in die Regierung ermöglichen. Wer keinen Kanzler Merz will, kann weder bei der SPD noch bei den Grünen sicher sein, der muss Die Linke wählen.
„Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“, das gilt jetzt.
Vielen Dank.
(Beifall bei der Linken – Andreas Bleck [AfD]: Auf nimmer Wiedersehen, Herr Lenkert! – Jens Spahn [CDU/CSU]: „Vorwärts immer, rückwärts nimmer“!)