Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die FDP will ran ans Arbeitszeitgesetz und an den Achtstundentag, und dann tut sie hier so, als ob sie die Arbeitszeit im Sinne der Beschäftigten flexibilisieren will. Sie machen aber keinen Vorschlag für mehr Zeitsouveränität für die Beschäftigten. Sie wollen einfach die Arbeitszeiten ausweiten – im Interesse der Arbeitgeber.
(Pascal Kober [FDP]: Das stimmt doch gar nicht! – Otto Fricke [FDP]: Oh!)
Lange Arbeitszeiten und zu kurze Ruhezeiten sind erwiesenermaßen gesundheitsschädlich.
(Zuruf von der Linken: Genau!)
Die Zahl der Arbeitsausfalltage wegen psychischer Erkrankungen ist auf einem Höchststand.
(Otto Fricke [FDP]: Und das ausgerechnet in dem Land mit der niedrigsten Jahresarbeitszeit!)
1,3 Milliarden Überstunden machen die Beschäftigten im Jahr, die Mehrheit übrigens unbezahlt. Und Sie wollen die Höchstarbeitszeiten und Ruhezeiten außer Kraft setzen? Das ist verantwortungslos.
(Beifall bei der Linken sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Dauernde Erreichbarkeit, die Entgrenzung von Job und Privatleben, prekäre Beschäftigung: Wir brauchen mehr Schutz und nicht weniger.
(Beifall bei der Linken sowie des Abg. Frank Bsirske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Wir brauchen eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, auch um Frauen Erwerbsarbeit zu erleichtern.
Dass das Arbeitszeitgesetz nicht flexibel sei, ist ein Märchen. Die Ausnahmeregelungen füllen ganze Seiten. Es geht nicht darum, ob eine Mitarbeiterin abends eine E-Mail lesen darf, sondern darum, ob der Chef verlangen darf, dass sie es tut. Darum geht es, meine Damen und Herren.
(Beifall bei der Linken, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Wenn Sie Betriebe besuchen, dann sollten Sie nicht nur in den Chefetagen abhängen
(Heiterkeit des Abg. Jens Peick [SPD])
oder mal eine arbeitgebergeführte Besichtigungstour durch die Werkhalle für die Insta-Story machen. Nein, reden Sie mal mit den Beschäftigten, reden Sie mit den Betriebsräten, reden Sie mit den Gewerkschaften! Es braucht den Schutz des Achtstundentages.
(Beifall bei der Linken, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Jessica Tatti [BSW])
Was sagen Sie denn der Pflegekraft, dem Kellner oder gerade zu Weihnachten den Beschäftigten im Einzelhandel und in der Paketbranche? Zugegeben, nicht gerade Kernklientel der FDP. Denken Sie an die Leute, die körperlich hart arbeiten, die Leute, die Berufe haben, wo jeder Fehler im Zweifel tödlich enden kann!
Als Linke streiten wir für selbstbestimmte Arbeitszeiten. Wir brauchen keine Ausweitung, sondern eine Reduzierung der Arbeitszeit.
(Beifall bei Abgeordneten der Linken)
Es gibt Modellversuche zur Viertagewoche und andere Formen der Arbeitszeitreduzierung in Tarifverträgen. Ihren Gesetzentwurf lehnen wir natürlich ab, sollte das noch nicht deutlich genug geworden sein.
In diesem Sinne: Fröhliche Weihnachten!
(Beifall bei der Linken, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)