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Erbe ausgeschlagen

Archiv Linksfraktion - Rede von Gesine Lötzsch,

Anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung beantragt die Linksfraktion, den 8. Mai zum Gedenktag zu erklären. Gesine Lötzsch begründet diese Initiative und stützt sich dabei auch auf eine Umfrage, wonach 89 Prozent der Befragten sagen: Der 8.Mai war ein Tag der Befreiung.

Wir waren heute morgen alle dabei:

Bundestagspräsident Lammert eröffnete die Gedenkstunde mit den Worten:

Der 8. Mai 1945 war ein Tag der Befreiung.

Wie gut wäre es gewesen, wenn er hätte fortfahren können: und darum sind wir uns alle einige, dass der 8. Mai ein gesetzlicher Gedenktag sein muss.

Richard Weizsäckers Rede zur Befreiung Deutschlands vom Faschismus wurde von vielen Politikerinnen und Politikern nach seinem Tode noch einmal als herausragend bewertet.

Das sehe ich auch so. Und darum sollten wir dieses Erbe endlich annehmen und nicht ausschlagen.

 In Bayern, Hessen und Sachsen gibt es einen Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung. Ab diesem Jahr soll es sogar ein nationaler Gedenktag werden.

Der Tag der Befreiung wird nur in Mecklenburg-Vorpommern als offizieller Gedenktag begangen. Das geht auf eine Initiative der LINKEN zurück,  als sie mit der SPD in Mecklenburg-Vorpommern regierte.

Ich will Gedenktage nicht gegeneinander ausspielen, eine Gewichtung ist schon erforderlich.

In den vergangenen Jahren wurde argumentiert: Wir begehen den 27. Januar den „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ als nationalen Gedenktag.

Das ist richtig.

Wir wollen am 27. Januar der Opfer des Faschismus gedenken.

Wir wollen aber auch am 8. Mai an unsere Befreier erinnern und ihnen danken. Denn die Befreiung vom Faschismus war für uns Deutsche die Voraussetzung für die Formulierung des Satzes im Grundgesetz Artikel 1: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Der 8.Mai – der Tag der Befreiung – ist  das Schlüsselerlebnis der Deutschen im 20. Jahrhundert. Das sollte uns einen Gedenktag wert sein.

Wir als LINKE werden diesen Tag immer feierlich begehen. Gestern hatte meine Fraktion zu einer Gedenkveranstaltung zum Tag der Befreiung in den Bundestag eingeladen.

Über 700 Menschen kamen.  Es wären gern mehr gekommen, aber die Kapazitäten waren ausgeschöpft.

Für mich war eine Forsa-Umfrage beeindruckend: Die große Mehrheit der Deutschen ist der Meinung:  Der 8. Mai 1945 war  ein Tag der Befreiung. 89 Prozent stimmen dieser Aussage zu. Auch die Bereitschaft, über Kriegserlebnisse zu sprechen, ist  gestiegen.

Auch das bestärkt uns in der Forderung nach einem gesetzlichen Gedenktag. Wir wollen, dass sich die Menschen mindestens an einem Tag im Jahr die Zeit nehmen, um über die Ursachen des Zweiten Weltkrieges zu diskutieren und der über 50 Millionen Opfer zu gedenken. Gerade Deutschland muss sich verpflichten, Vorreiter bei der Lösung von Konflikten mit friedlichen Mitteln zu sein. Das ist eine Kernforderung der LINKEN.

Ein gesetzlicher Gedenktag ist auch ein Zeichen an die Frauen und Männer der Alliierten Armeen, die Deutschland befreit haben. Unter ihnen waren auch Deutsche, wenige zwar, aber es gab sie.  

Einen der letzten lebenden Deutschen aus der Resistance, Ehrhard Stenzel,  hatten wir heute zu Gast. Auch an diese Kämpfer wäre es ein Zeichen.

Bitte stimmen Sie unserem Antrag zu.