Klar, die Zeitung der Fraktion DIE LINKE im Bundestag, berichtet in der jüngsten Ausgabe von Rolf Stättler. Er hat zeitlebens gearbeitet und erhält heute lediglich 472,82 Euro Rente. „Wie kann das sein?“, fragen viele Leser in E-Mails, Briefen und Anrufen.
Der heute 66-Jährige Rolf Stättler war Bauschlosser, Erntehelfer, Zeitsoldat, Bürokaufmann, Lehrer und Taxifahrer. Nach einer Lehre zum Bauschlosser arbeitete er zunächst zwei Jahre für einen Garagentorhersteller. Zwischen 1962 und 1966 packte er als Zeitsoldat bei der Bundeswehr Fallschirme, danach kehrte er in seinen erlernten Beruf zurück. 1974 ließ er sich zum Bürokaufmann umschulen. Ende der siebziger Jahre unterrichtete er in Hamburg Jungen und Mädchen, die keinen Abschluss der zehnten Klasse hatten und ihre Chancen auf einen Ausbildungsvertrag verbessern wollten. Weil diese Lehrtätigkeit oft befristet war, meldete er sich zwischendurch immer wieder arbeitslos. Ab 1981 arbeitete Rolf Stättler als Taxifahrer, 16 Jahre lang angestellt und noch rund zwei Jahre als Freiberufler. 1998 dann der Schock: Wegen einer Augenerkrankung verliert er Taxilizenz und Arbeit. Bis 2003 erhält der gebürtige Heidelberger Sozialhilfe, dann Hartz IV. Nach rund 30 Jahren Erwerbstätigkeit, in denen Rolf Stättler - wenn häufig auch nur geringe Beträge - in die Gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hat, wird ihm ab 2006 lediglich eine Armutsrente von 472,82 Euro überwiesen. Rolf Stättler ist kein Einzelfall: Fast 350 000 Menschen über 65 Jahre teilen laut Statistischem Bundesamt sein Schicksal.Verantwortlich für diese unsoziale Entwicklung sind vor allem CDU/CSU und SPD. Die Einführung der „Rente mit 67“ ist nur das krasseste Beispiel. Junge Mensche tragen das finanzielle Risiko für ihre Altersvorsorge zunehmend allein. Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und Aufweichung des Kündigungsschutzes erschweren ihnen nicht nur die Lebensplanung, sondern sorgen auch für Erwerbsbiografien mit vielen Lücken. „Mit Riester-Rente, Nachhaltigkeitsfaktor und Rente mit 67 hat die SPD die Gesetzliche Rente durchlöchert“, kritisiert Volker Schneider, rentenpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. Profiteure dieser Kürzungspolitik sind vor allem Versicherungskonzerne und Banken. Die Rückkehr zu einem gerecht finanzierten Rentensystem fordert Klaus Ernst, stellvertretender Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE.: „Die derzeitige Rentenpolitik muss wieder vom Kopf auf die Füße gestellt, das Prinzip der Solidarität und Verantwortung in der Gesetzlichen Rentenversicherung gestärkt werden. So wird sie wieder die tragende Säule im System der Alterssicherung.“
Zum Beitrag "Angst vor Altersarmut" (Klar, Ausgabe 6)