Mit der aktuellen Allensbach Studie „Studienbedingungen 2014“ offenbart sich erneut die verheerende Bilanz der Bundesregierung in der Hochschulpolitik. Das grobe Fazit: Studierende haben zu wenig Geld, finden kaum finanzierbaren Wohnraum und bezweifeln flächendeckend die Qualität des Bachelors. Dabei sind diese gravierenden Probleme der Bundesregierung seit Jahren bekannt. Umso erschreckender ist es, dass keinerlei Verbesserungen unternommen werden.
Etwa zwei Dritteln der Studierenden (67 Prozent) stehen im Monat maximal 700 Euro zur Verfügung, 34 Prozent haben dabei weniger als 500 Euro. Wie man von so wenig Geld die Kosten für Miete, Lehrmaterial, Kleidung, Nahrung und Freizeit bestreiten soll, bleibt das Geheimnis der Großen Koalition. Das wichtigste politische Mittel, um diese prekäre Situation nachhaltig zu verbessern, wäre eine zügige Erhöhung der BAföG- Sätze und Freibeträge um mindestens 10 Prozent. Doch anstatt sich der Lebensrealität der Studierenden endlich zu stellen, verpulvert die Regierung Millionen in ihrem Rohrkrepierer „Deutschlandstipendium“, bei dem ganze 40 Prozent der Gelder in Bürokratie und Marketing fließen.
Trotz vollmundiger Versprechungen im Bundestagswahlkampf haben SPD und CDU auch im Bereich der Wohnraumpolitik keine Veränderungen erreicht. Studierende sind von der angespannten Situation auf dem Wohnungsmarkt besonders betroffen. „72 Prozent der Studierenden berichten von Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche, jeder Dritte sogar von erheblichen Schwierigkeiten“- so die Auswertung der Allensbach Studie. Ebenfalls 74 Prozent geben an, dass es zu wenig Studentenwohnheime gibt. Neben einer echten Mietpreisbremse ist deshalb der deutliche Ausbau der Studentenwohnheime eine zentrale Forderung der Fraktion DIE LINKE. Vom Ausbau der Wohnheime würden dabei nicht nur Studierende profitieren, sondern der Mietmarkt würde insgesamt entspannt werden. Denn Studierende werden häufig aufgrund der oft zeitlich begrenzten Dauer ihrer Mietverträge von Vermietern gezielt als „Durchlauferhitzer“ benutzt, um Gentrifizierungsprozesse anzuheizen und mit jeder Neuvermietung eine Erhöhung der Miete vornehmen zu können. Je mehr günstige Wohnheimplätze zur Verfügung stehen, desto weniger Studierende müssen sich auf kurze Zeit teure Wohnungen oder Zimmer auf dem Markt suchen.
An das große Versprechen der Bologna-Reform, mit dem Bachelor einen vollwertigen Hochschulabschluss zu erlangen, der ordentlich für den Einstieg in das Berufsleben qualifiziert, glauben noch nicht mal mehr ein Viertel der Studierenden (23 Prozent). Mehr als die Hälfte der Studierenden (54 Prozent) ist dabei überzeugt, dass der Bachelor nicht auf das Berufsleben vorbereitet. Ein Hauptgrund dafür ist sicherlich ihre alltägliche Studienerfahrung. Für ein kritisches Studium ist an vielen Hochschulen kein Platz mehr. Stattdessen bestimmen ein viel zu hoher Arbeitsaufwand und permanenter Prüfungsdruck den Studienalltag des Schmalspur-Bachelors.
Aus den Ergebnissen der Allensbach Studie kann nur eines folgen: Die Hochschulpolitik der Bundesregierung muss sich grundlegend ändern! Hochschulen müssen endlich wieder ein Ort werden, an dem das kritische und nachhaltige Auseinandersetzen mit Inhalten im Vordergrund steht und nicht kurzfristiges Auswendiglernen, die verzweifelte Suche nach finanzierbarem Wohnraum oder die Angst, sich am Ende des Monats zu verschulden. Es wird Zeit, dafür wieder auf die Straße zu gehen!
linksfraktion.de, 11. Juni 2014