Berlin (dpa) - In der Fraktion der Linken im Bundestag floss am Donnerstag der Sekt, als die Nachricht über die Zuerkennung des Literaturnobelpreises an Doris Lessing eintraf - die Tante des Fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi. «Ich bin stolz auf meine Tante und freue mich wahnsinnig, dass sie die höchste Literaturauszeichnung der Welt erhalten hat», sagte Gysi am Donnerstag vor Journalisten im Reichstagsgebäude. «Eine Tante als Nobelpreisträgerin - mehr geht nicht, höchstens wenn man ihn selber bekommt, aber wofür?», meinte der Politiker der Linken lachend.
Sie sei eine von elf Frauen in 100 Jahren, die diesen Preis erhalten habe, «und sie hat ihn in jeder Hinsicht verdient». Gysi hat seine Tante in der Vergangenheit mehrfach getroffen, sowohl in England als auch in Deutschland, zuletzt in der vergangenen Woche in Hamburg. «Dabei haben wir auch über die Chancen für einen Nobelpreis gesprochen, und sie erläuterte mir ausführlich, warum es nicht dazu kommen wird, und ich hielt dagegen.»
Gysi hat bisher vergeblich versucht, seine Tante telefonisch zu erreichen, weil ständig besetzt war, so dass er ihr seine Glückwünsche schriftlich übermittelt hat. Er habe bisher jedes Buch von ihr gelesen, «zuerst aus Verpflichtung, und dann machte es immer mehr Spaß, auch ihre Veränderungen mitzuerleben». Als Anekdote erzählte Gysi, dass seine Tante in den Zeiten der Nachrüstungsdebatte Anfang der 80er Jahre in Deutschland angerufen und ihnen eine Übersiedlung nach Großbritannien empfohlen habe, da es in Deutschland doch für sie zu gefährlich werde.
In der DDR sind laut Gysi die ersten Bücher von Doris Lessing im Verlag Volk und Welt noch erschienen. Was später dann eingestellt wurde, «als sie nach Auffassung der Kulturbehörden zu mystisch wurde». Doris Lessing ist eine angeheiratete Tante von Gysi. Sie war in zweiter Ehe (1944 bis 1949) mit dem deutschen Emigranten Gottfried Anton Nicolai Lessing verheiratet, einem Bruder von Gysis Mutter Irene.
dpa, 11. Oktober 2007
Linke-Sekt bei Gysi: «Freue mich wahnsinnig»
Archiv Linksfraktion -
Im Wortlaut
von
Gregor Gysi,