Gesine Lötzsch, Stefan Liebich und Halina Wawzyniak trafen am Morgen für die Fraktion eine Delegation streikender Gebäudereinigungskräfte sowie zwei Vertreter der IG Bau. Der Branchenmindestlohn in der Gebäudereinigung ist ausgelaufen, seitdem sinken die Löhne. Die IG Bau hat daher zu Warnstreiks aufgerufen.
Die Gebäudereingerinnen und Gebäudereiniger, die in der Fraktion zum Frühstück eingeladen waren, reinigen in Berliner Schulen, Universitäten und Verwaltungsgebäuden. Eingeladen waren auch Reinigungskräfte aus dem Bundestag.
Gesine Lötzsch begrüßte die Gruppe von etwa 30 Gebäudereinigerinnen und -reinigern und erklärte sich für die Fraktion solidarisch mit den Streikenden. Sie betonte die Forderung nach einem flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn.
Stefan Liebich erläuterte, warum die Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn hier aktuell ist: »Am besten wäre es, wenn die Gewerkschaften soviel Kraft hätten, dass sie für alle Beschäftigten vernünftige menschenwürdige Löhne aushandeln könnten. Das ist leider nicht der Fall. Es gibt Regionen, Landstriche, Branchen, wo die Gewerkschaften diese Kraft nicht haben und wo die Gewerkschaften manchmal gezwungen sind, Tariflöhne abzuschließen, die unterhalb des bisher diskutierten Mindestlohn von 7,50 Euro liegen. Deswegen sagen wir dass per Gesetz bundesweit geregelt werden muss: Wir brauchen eine Untergrenze, die von Rechts wegen nicht unterschritten werden darf.«
Auch er bedankte sich persönlich bei den Gästen für die von ihnen geleistete Arbeit. Aus persönlicher Erfahrung weiß er, dass Gebäudereinigung knochenharte Arbeit ist, die natürlich vernünftig entlohnt werden muss.
Lars Diekmann von der IG Bau bedankte sich für die Einladung. Er betonte, dass die Anwesenden sich aktuell im Warnstreik befanden. Von besonderer Bedeutung ist für die Gewerkschaft, dass zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik ein Streik der Gebäudereinigerinnen und -reiniger bevorsteht.
Anhand konkreter Beispiele beschrieb er die Schwierigkeiten, vor denen die Gewerkschaften in dieser Branche stehen: »Hier wird mit harten Bandagen gekämpft.« Es geht nicht nur um die Arbeitszeiten, sondern um menschenwürdige Arbeitsbedingungen. Die Kolleginnen und Kollegen im Bundestag etwa haben genau 4,5 Minuten zur Reinigung eines Büros. Die Forderungen der Beschäftigten sind eine 8,7-prozentige Lohnerhöhung, die Einführung des Mindestlohns, die Angleichung der Ostlöhne sowie eine zusätzliche betriebliche Altersversorgung.
Ben Brusniak, ebenfalls von der IG Bau, beschrieb die Besonderheit dieser Auseinandersetzung: »Wir spüren keine Tarifbewegung, wir spüren einen Aufstand der Unsichtbaren. Einen Aufstand von den Leuten, die jetzt endlich auf die Strasse gehen und sagen: Wir müssen was tun. Es geht nicht nur ums Geld. Es geht darum, dass wir menschenwürdig behandelt werden wollen.«
Halina Wawzyniak berichtete von ihren eigenen praktischen Erfahrungen im Alltag der Gebäudereinigung. Sie wies auf einen weiteren wichtigen Punkt hin: »Das ist ein knochenharter Job. Ich kann mir schlecht vorstellen, dass man das bis 67 macht. Deswegen ist es so wichtig, dass die Rente mit 67 zurückgenommen wird. Hier werden wir Druck ausüben.«
Zum Abschluss wurde der Fraktion stellvertretend ein Pulli übergeben mit dem Aufdruck »10 Euro Mindestlohn - Ich putze Deutschland«.
Gebäudereinigungskräfte im Warnstreik zu Gast bei der Fraktion DIE LINKE
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