Die von Abschiebung nach Vietnam bedrohte fünfköpfige Familie Nguyen aus Bitterfeld in Sachsen-Anhalt darf nun doch in Deutschland bleiben. Am 29. April wurden durch die Ausländerbehörde des Landkreises Anhalt-Bitterfeld alle den Verbleib der Familie sichernden Unterlagen ausgehändigt. Damit endet das sechsmonatige Martyrium der Familie.
Die Angst war groß bei den Nguyens, als im Dezember 2007 ihre Abschiebung beschlossen wurde. Und dies obwohl die kleine Familie seit 16 Jahren in Deutschland lebt, und die drei Kinder hier geboren sind. Ihre „Heimat“ Vietnam kennen Hien, Mai und Hieu nur aus Erzählungen der Eltern. Die Familie hält sich seit Jahren mit einem eigenen kleinen Laden in der Bitterfelder Innenstadt über Wasser. Die Kinder sind beliebt in Schule und Sportverein. Im Bitterfelder Turnverein TSV Einheit 05 turnen sie neben Kindern aus acht weiteren Nationen, wurden sogar mehrmalige Landesmeisterinnen. Dennoch, den Behörden galt die Familie nur als Fremdkörper.Womit der zuständige Leiter der Ausländerbehörde, CDU-Landrat Uwe Schulze allerdings nicht gerechnet hatte, war das Aufbegehren der Bürgerinnen und Bürger in Bitterfeld gegen die drohende Abschiebung. Schnell gründete sich eine überparteiliche Bürgerinitiative, über 6.000 Unterschriften wurden gesammelt, wöchentliche Mahnwachen auf dem Marktplatz abgehalten. Der Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag, Gregor Gysi, wandte sich in einem Brief kürzlich an den Landrat und drängte auf einen Stopp der Abschiebebemühungen. Nun darf die Familie bleiben - allerdings nicht ohne bürokratische Hindernisse.
In der kommenden Woche wird die Familie in Begleitung des Bundestagsabgeordneten Jan Korte Deutschland in Richtung Amsterdam verlassen, um bereits wenige Tage später erneut - mit Zusicherung des Bundesinnenministeriums und des Auswärtigen Amtes - legal wieder nach Deutschland einzureisen. Damit erhielte die Familie Nguyen endlich einen legalen Aufenthaltsstatus in der Bundesrepublik. „In den Niederlanden wird die Familie durch unsere Partnerpartei, die Socialistische Partij (SP), betreut und untergebracht werden. Hier zeigt sich, dass DIE LINKE zum Glück über ein starkes internationales Ansehen und gute Freunde verfügt“, erklärt Jan Korte sichtlich erleichtert.