Politikerin der Linkspartei.PDS ruft zu einem neuen antifaschistischen Wettbewerb auf. Zu gewinnen sind Reisen auf der Spur italienischer Partisanen. Ein Gespraech mit Gesine Loetzsch.
Sie rufen wie schon im Vorjahr zu einem antifaschistischen Wettbewerb auf. Was hat es damit auf sich?Der 60. Jahrestag der Befreiung wurde ueberall gross gefeiert. Darueber habe ich mich sehr gefreut. Meine Sorge ist, dass das Interesse an dem Thema Antifaschismus nachlassen koennte. Es gibt beunruhigende Tendenzen in den Medien, in der Politik, aber auch auf der Strasse. Einige wollen die Geschichte um- oder neuschreiben. In der letzten Legislaturperiode hatte die CDU/CSU-Fraktion mit einer parlamentarischen Initiative versucht, mit einem neuen Gedenkstaettenkonzept die DDR mit dem Faschismus gleichzusetzen. Das scheiterte zwar fuers erste, nachdem international ein Sturm der Empoerung ausbrach. Doch ich bin mir sicher, dass es einen weiteren Versuch geben wird.
Unser Wettbewerb ist ein kleiner Beitrag gegen diesen unheilvollen Trend. Jugendliche sollen sich mit der Geschichte und der Gegenwart beschaeftigen und nach intelligenten Formen der Auseinandersetzung mit Faschismus, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit suchen.
Wie ist die Idee dazu entstanden?
Begonnen hat es mit einer Reise nach Oradour-sur-Glane in Frankreich vor zwei Jahren. Dort wurden bekanntlich am 10. Juni 1944 ueber 600 Zivilisten von der Waffen-SS ermordet. Die Reise hatten ehemalige deutsche Kaempfer in der Resistance gemeinsam mit ver.di vorbereitet. Ich uebernahm die Reisekosten fuer drei Jugendliche, die nach der Reise eine sehr beeindruckende Fotoausstellung zusammenstellten. Diese Fotos wurden bereits in Berlin gezeigt und sind jetzt auf dem Weg nach Wien. Davon angespornt habe ich im letzten Jahr eine Studienreise nach Belgien organisiert. Die Teilnehmer konnten sich ueber einen Wettbewerb fuer die Reise qualifizieren.
Wie war die Resonanz?
Ich war ueberrascht von den vielen Ideen. Ein Jugendlicher aus Hamburg produzierte einen HipHop-Song, Jugendliche aus Koepenick hatten ihre persoenlichen Eindruecke und Gefuehle nach einem Besuch im KZ Auschwitz in einer Ausstellung dargestellt. Insgesamt gab es 16 Gewinnerinnen und Gewinner zwischen 16 und 26 Jahren. Es waren Schueler, Auszubildende, Arbeitslose und Studenten, die in einer Woche sehr viel ueber das Leid und den Widerstand waehrend der faschistischen Besetzung Belgiens erfuhren. Ich war beeindruckt, wie die Jugendlichen dieses emotional harte Programm aufgenommen hatten.
Was gibt es in diesem Jahr zu gewinnen?
Wir werden mit 20 Gewinnerinnen und Gewinnern in der Zeit vom 23. bis 28. April nach Reggio Emilia in Italien fahren. Dort treffen wir Zeitzeugen und nehmen an vielen Veranstaltungen rund um den 25. April teil. Dieser Tag wird in Italien als Tag der Befreiung gefeiert. Hoehepunkte werden Festival- und Konzertbesuche sein. Auch eine Wanderung auf Partisanenwegen ist geplant.
Welche Rolle spielt dabei die Linksfraktion?
Ich habe alle Mitglieder unserer Fraktion angeschrieben und meine Idee vorgestellt. Es gab viel Zustimmung. Es werden sich auch Abgeordnete direkt an der Finanzierung des Wettbewerbs und der Reise beteiligen. Jeder, der will, kann den Wettbewerb unterstuetzen. Die Spender werden auf unserer Internetseite namentlich genannt.
Die Linke macht also auch Werbung in eigener Sache?
Auf jeden Fall! Antifaschismus gehoert zum Gruendungskonsens der PDS. Aber auch von Abgeordneten der WASG und parteilosen Fraktionskollegen habe ich grosse Zustimmung zu der Aktion erfahren.
Was gilt es fuer die Teilnehmer zu beachten?
Wir erwarten moeglichst viele praktische Wettbewerbsbeitraege, die in der Auseinandersetzung mit der Geschichte und dem aktuellen Rechtsextremismus einen Wert haben. Dabei lassen wir den Teilnehmern grossen Spielraum. Poster, Transparente, Songs, Video-Clips usw. sind moeglich. Die Wettbewerbsbedingungen sind auf unserer Internetseite: www.ausdrucksstark-gegen-rechts.de nachzulesen.
Interview: Ralf Wurzbacher
junge Welt, 21. Januar 1006
Gesine Loetzsch ist stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion Die Linke und Schirmherrin des antifaschistischen Wettbewerbs "ausdrucksstark gegen rechts"
Spendenkonto: Linkspartei, Kontonummer: 13050796; BLZ 10050000, Berliner Sparkasse, Kennwort: Wettbewerb
www.ausdrucksstark-gegen-rechts.de