Die Gespräche mit Serbien sind gescheitert, nun will sich die Provinz Kosovo für unabhängig erklären. Die Außenminister der Nato-Staaten beraten das Problem in Brüssel; Gregor Gysi, Fraktionschef der Linken, warnt im Café-Einstein-Interview: Wird das Kosovo unabhängig, wollen auch die Basken Unabhängigkeit.
Gregor Gysi im Café-Einstein-Interview auf stern.de (Video)Die Außenminister von NATO und EU ringen in Brüssel um eine einheitliche Position zu der abtrünnigen serbische Provinz Kosovo. Der belgische Außenminister Karel De Gucht sagte in der Nacht zum Freitag: "Alle haben unterstrichen, dass wir wenigstens innerhalb der EU einen Konsens brauchen, um nicht die Kontrolle über die Lage zu verlieren."
Im Café-Einstein-Interview warnte Gregor Gysi, Fraktionschef der Linken, davor, eine einseitige Unabhängigkeitserklärung des Kosovo zu akzeptieren: "Wenn wir das zulassen, bekommen wir in Europa Probleme, die unlösbar werden. Dann bekommen alle Nationalisten recht, was sagen dann etwa die Basken in Spanien? Das dürfen wir nicht zulassen." Die monatelangen Gespräche zwischen Serbien und Kosovo über die Zukunft der Provinz waren zuvor gescheitert. Am kommenden Montag wird der UN-Vermittler Martti Ahtisaari seinen Abschlussbericht vorlegen.
Zusätzliche KFOR-Truppen
Einem Bericht der "Financial Times Deutschland" zufolge will die Allianz kommende Woche zunächst einmal zwei zusätzliche Kampfbataillone aus ihrer Reserve mit zusammen rund 1600 Soldaten aktivieren. Sie kommen aus Italien und Großbritannien. Bereits vor einigen Tagen war ein Reservebataillon von 550 Bundeswehrsoldaten in das Kosovo verlegt worden, um auch die Enklaven der serbischen Minderheit schützen zu können. Sollten alle drei Bataillone der Kosovo-Reserve in die Provinz verlegt werden, so wären rund 19.000 Soldaten der NATO-Kosovotruppe KFOR im Land.
Gysi warnte, dass es im Fall einer Unabhängigkeit auch "keine Grundlage mehr für die Stationierung deutscher Soldaten" geben würde. Die Sicherung der Menschenrechte in der Provinz wäre dann gefährdet.
An diesem Freitag werden sich die NATO-Außenminister auch mit ihrem russischen Kollegen Sergej Lawrow besprechen. Russland lehnt, im Gegensatz zu den meisten EU-Staaten, eine mögliche Unabhängigkeit des Kosovo strikt ab. Auch die Slowakei, Zypern und Griechenland sind dagegen.
stern.de, 7. Dezember 2007