Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes lag der so genannte Gender Pay Gap – die Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen – 2022 weiterhin bei 18 Prozent der Bruttostundenlöhne – unverändert das dritte Jahr in Folge. Ein wichtiger Grund hierfür ist der erhebliche Frauenanteil in niedrig entlohnten Berufen sowie der geringe Anteil in den am besten bezahlten Jobs.
"In nahezu allen Berufsfeldern sind Frauen noch immer schlechter gestellt als Männer. Das betrifft nicht nur die Gehälter, sondern auch die Beschäftigungsformen", kritisiert Susanne Ferschl: "Frauen sind überdurchschnittlich häufig in Teilzeit beschäftigt, mit allen negativen Konsequenzen. In einer Zahl ausgedrückt: Bei jedem Euro, der bei einem Mann in der Geldbörse landet, können Frauen zeitgleich nur auf 79 Cent zurückgreifen. Nur einer von vielen Ansatzpunkten wäre eine finanzielle Aufwertung von Berufen in Pflege und Gesundheit."
In den fünf am schlechtesten bezahlten Berufen in Deutschland arbeiten mit großem Abstand erheblich mehr Frauen als Männer. Im Lebensmitteleinzelhandel, in der Floristik und in der Körperpflege sind jeweils mehr als 80 Prozent aller Beschäftigten Frauen. Das geht aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage von Susanne Ferschl hervor, in der Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) von Ende 2021 verwendet werden. In den fünf am höchsten entlohnten Berufen sind Frauen dagegen deutlich unterrepräsentiert - mit der Ausnahme von Ärztinnen. Gerade einmal 6,5 Prozent der Flugzeugpiloten sind weiblich, bei Technikforschern nur 14,8 Prozent und bei Geschäftsführern und Vorständen nur 22 Prozent.
Lediglich im medizinischen Bereich, einen der am besten entlohnten Berufe, stellen Frauen mit 53,9 Prozent knapp die Mehrheit. Die Gehälter von Medizinerinnen liegen mit mehr als 6700 Euro monatlich über der Beitragsbemessungsgrenze. Anders im Lebensmitteleinzelhandel, in der Gastronomie oder der Floristik, wo der Durchschnittsverdienst nur gerade einmal bei rund 2.000 Euro brutto im Monat liegt, in der Körperpflege lediglich 1.736 Euro. In diesen Berufen liegt der Frauenanteil weit über 50 Prozent, in der Floristik bei 95 Prozent.
Zudem sind Frauen besonders häufig in Berufen mit hoher Teilzeitquote tätig - 97,5 Prozent in der Arzt- und Praxishilfe, wo nur 55 Prozent der Beschäftigten Vollzeit arbeiten. Folglich sinken Verdienste von Frauen hier weiter und ebenso ihre spätere Renten.
Heidi Reichinnek, frauenpolitische Sprecherin der Linksfraktion bekräftigt: "Wir stehen solidarisch an der Seite der streikenden Beschäftigten im öffentlichen Dienst – gerade auch am Internationalen Frauentag. Denn Tarifpolitik ist immer auch Gleichstellungspolitik. Ein wichtiger Schritt für die eigenständige Existenzsicherung von Frauen wäre es, Minijobs endlich in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu überführen. Noch immer können 80 Prozent aller Frauen in Deutschland ihre eigene Existenz und die eines Kindes nicht langfristig selbstständig absichern. Das führt zu Abhängigkeit von Partnern und Familienangehörigen, was wiederum das Risiko von Gewalt und Unfreiheit in Lebensentscheidungen birgt. Das müsse sich endlich ändern, So Rechinnek.
Die Linksfraktion wird in der nächsten Sitzungswoche einen Antrag in den Bundestag einbringen, in dem sie fordert, Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu überführen. Reichinnek zufolge sind "kämpferische Fotos ja ganz nett, aber im Bundestag muss endlich ernstzunehmende Gleichstellungspolitik umgesetzt werden".