1,4 Millionen Rentnerinnen und Rentner arbeiten neben der Rente weiter. Während das einige aus Freude an der Arbeit oder dem Sinn einer Beschäftigung machen, ist für Viele ein Zusammenhang mit dem von der herrschenden Politik heruntergewirtschafteten Rentensystem nicht mehr zu leugnen.
Wer behauptet, Armut - und insbesondere Altersarmut - sei in Deutschland nur ein Randphänomen wird, durch die umfangreiche Zahlensammlung unserer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung eines Besseren belehrt:
In Deutschland lebten im Jahr 2023 18,6 Prozent aller über 65-jährigen in Armut (2020 waren es immerhin nur 16,1 Prozent und 2010 nur 12,1 Prozent). Ältere Frauen waren mit 20,2 Prozent überproportional stark von Altersarmut betroffen. Ein besonders hohes Armutsrisiko haben alleinstehende Frauen im Alter und chronisch kranke Menschen mit einer dauerhaften Erwerbsminderung zu tragen:
1,6 Millionen Frauen, mussten von nur einer Rente in Höhe von 954 Euro leben.
Ungefähr jede sechste Erwerbsminderungsrente führte direkt zum Sozialamt.
Aber und das ist das erschreckendste Ergebnis: Von fast acht Millionen Rentnerinnen und Rentnern, die eine Rente mit langen Versicherungszeiten von über 40 Jahren erhalten, bekamen mehr als ein Drittel nur eine Rente unter 1250 Euro (vor Steuern!) ausgezahlt.
Bei den mehr als 5,2 Millionen Renten nach 45 Versicherungsjahren waren es immerhin noch fast 25 Prozent, also jede vierte Rente, die unter der Armutsschwelle der EU für Deutschland (EU-SILC) lag. Matthias W. Birkwald bezweiflt stark, dass die große Mehrheit der Betroffenen diese Lücken mit betrieblicher Altersversorgung oder betrieblicher Altersvorsorge oder gar mit privater Vorsorge ausgleichen können; denn von niedrigen Löhnen und Gehältern werden dementsprechend niedrige Beiträge in die in die Gesetzliche Rente eingezahlt. Wer aber nur niedrige Verdienste erzielt, dem wird auch das Geld für nahezu alle anderen Formen der Vorsorge fehlen. Bezeichnend ist auch, dass der Anteil der Renten mit langer Versicherungszeit unter 1250 Euro besonders im Osten sehr hoch ist. Thüringen hält dabei mit 43,2 Prozent der Renten nach 40 Versicherungsjahren, die unter 1250 Euro liegen, einen ausgesprochen traurigen Rekord.
Niemand sollte im Alter von weniger als 1.250 Euro netto leben müssen. Darum brauchen wir eine einkommens- und vermögensgeprüfte Solidarische Mindestrente von 1.250 Euro. Das fordert Die Linke seit Jahren. Diese soll direkt von der Rentenversicherung als Zuschlag ausgezahlt werden, Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung sowie Wohngeld in besonders teuren Städten und Kommunen sollen ebenfalls enthalten sein. Was in Österreich, den Niederlanden und Schweden mit Ausgleichszahlung, Grundrente und Garantierente geht, sollte auch in Deutschland mit einer echten Mindestrente, die ihren Namen auch verdient, möglich sein - denn die Würde des Menschen ist unantastbar. Und Artikel 1 unseres Grundgesetzes muss selbstverständlich auch für Rentnerinnen und Rentner gelten.
Die Bundesregierung schaut weiter dabei zu, wie das Rentenniveau in den Keller rauscht und alle noch so guten Rentenerhöhungen von der Inflation aufgezehrt werden. Ein mickriges Energiegeld von einmaligen 300 Euro gab es für die Rentnerinnen und Rentner, während die Beamtinnen und Beamten bis zu 3.000 Euro Inflationsausgleich erhielten. Auch diese Ungerechtigkeiten sind für die Menschen nicht mehr nachvollziehbar.
Mit dieser Ungleichheit muss endlich Schluss sein! Wir Linken fordern schon seit Jahren eine Erwerbstätigenversicherung, in die alle mit Erwerbseinkommen einzahlen, auch die Beamten, die Selbstständigen, die Freiberufler und allen voran die Politikerinnen und Politiker. Wir waren die Ersten, die im Bundestag beantragt hatten, alle Abgeordneten in die Rente einzubeziehen. Alle anderen Parteien haben das abgelehnt.
Wir dürfen nicht weiter nur zusehen, wie die Altersarmut jedes Jahr weiter ansteigt. Die deutschen Renten sind alles andere als generös. Unter den 34 OECD-Staaten liegt Deutschland bei der Höhe der Nettoersatzrate der Renten auf dem viertletzten Platz. Das ist ein Armutszeugnis für ein so reiches Land!
Die Zeit ist reif für einen Paradigmenwechsel im Rentensystem. Wir Linken fordern, das Rentenniveau endlich wieder auf 53 Prozent anzuheben, wo es Mitte der 2000er schon lag, bevor es von SPD und Grünen in den Keller geschickt wurde. Das bedeutete eine außerordentliche, zusätzliche, einmalige und dann dauerhaft geltende Erhöhung aller Renten um zehn Prozent. Dies wäre eine gute Prävention vor Altersarmut für alle langjährig Versicherten, die überwiegend in Vollzeit gearbeitet hatten. Zusammen mit unseren weiteren Vorschlägen könnten so die Schrauben unseres an sich guten Rentensystems endlich wieder richtig eingestellt werden.
Die Linke im Bundestag fordert: Statt Altersarmut: Renten rauf!
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