Seit mehr als einem Jahr erfolgt die Arbeit an Schulen unter besonders erschwerten Bedingungen. Das betrifft die Schüler:innen, die Lehrkräfte und nicht zuletzt auch die Eltern. In der Zeit der harten Lockdowns, die mit Schulschließungen einhergingen, mussten die Schüler:innen im sogenannten Distanzunterricht oder „Homeschooling“ lernen. Je nach Schule oder auch Lehrkraft variierten die Wege der Vermittlung: per Mail, über Messenger-Dienste oder schuleigene Portale, in die sich die Kinder und Jugendlichen einloggen konnten. Schüler:innen und Lehrkräfte mussten ihre eigenen elektronischen Geräte nutzen - wer keines hatte, war vom E-Learning ausgeschlossen. Für viele Kinder und Jugendliche fand das Lernen zuhause unter teils sehr belasteten Lebenssituationen statt: Es fehlten häusliche Rückzugsorte zum Lernen, Lesen und Entspannen. Kinder, die zu Hause keine oder wenig Hilfe bekamen, wurden noch weiter abgehängt. Die Wohnzimmer der Elternhäuser sind keine idealen Lernorte. Schule braucht die Professionalität von Lehrkräften, Erzieher:innen und Schulsozialarbeiter:innen.
Das Recht auf Bildung ist ein Menschenrecht. Bildung für alle muss auch während einer Pandemie möglichst umfangreich aufrechterhalten werden, um Bildungsbenachteiligungen zu verhindern und soziale Ungleichheiten nicht zu verschärfen. Andererseits darf der Bildungssektor aber auch nicht zur Drehscheibe der Virusverbreitung und damit nicht zuletzt zum Gesundheitsrisiko für Lernende und Lehrende und ihre Familien werden. Es darf nicht den Kommunen, Schulträgern und Schulen allein überlassen werden, die Verantwortung für die Pandemie-Eindämmung zu tragen. Wir fordern von der Bundesregierung, dass für Präsenz-Unterricht in der Pandemie unkomplizierte und unbürokratische Hilfsmittel bereitgestellt werden, um Schulen den sicheren Regelbetrieb zu ermöglichen. Dazu gehören:
- bürokratiearme Förderung bei der Anschaffung von FFP2-Masken, CO2-Messgeräten und geeigneter und sicherer mobiler Raumluftfiltersysteme,
- kurzfristige Zugänge zu quelloffenen, mindestens aber interoperablen datenschutzgeprüften Lehr- und Lernplattformen und Kommunikationssystemen, offene Bildungs-Materialien (OER), mittelfristige Verstetigung und Aufstockung des Digitalpakts zur Sicherstellung von Hybrid- und Distanz-Unterrichtsmöglichkeiten mit öffentlich finanzierten Fort- und Weiterbildungsangeboten und gesicherter IT-Administration,
- Bereitstellung zusätzlicher Räumlichkeiten an dritten Lernorten (z.B. Bibliotheken, Tierparks) sowie weiteres Lehr- sowie Betreuungspersonal (z.B. Studierende, Kunst- und Kulturschaffende, Handwerker:innen, aber auch und andere Profis), um kleinere Lerngruppen und soziale Begegnungen zu ermöglichen,
- Beteiligung durch runde Tische: Expert:innen der Praxis, Schulgemeinschaften, Lehrer:innenverbände, Elternvertrer:innen, Schülerkammern, Fachverbände und Elterninitiativen - diese Interessengruppen sollten mit den Behörden an Runden Tischen sinnvolle Wege diskutieren, die dem Recht der jungen Menschen auf Bildung und der Notwendigkeit des Gesundheitsschutzes für alle an schulischer Bildung Beteiligten Rechnung tragen,
- Unterstützung der Länder bei der langfristigen Auflösung des Investitionsstaus bei Schulsanierungen zur Sicherstellung von funktionsfähigen Fenstern und Hygienebereichen.
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