Der wissenschaftliche Fortschritt und eine lebendige Forschungskultur leben nicht zuletzt vom wissenschaftlichen Austausch. Dazu gehört, dass Professorinnen, Doktoranden und andere Mitglieder des Wissenschaftsbetriebs die Ergebnisse ihrer Arbeit frei veröffentlichen können. Aber auch, dass diese Veröffentlichungen dann möglichst leicht verfügbar und zugänglich sind.
Leider ist das nicht immer der Fall. Universitätsbibliotheken müssen für die Abonnements wissenschaftlicher Zeitschriften immer mehr bezahlen. Obwohl die Artikel, die in diesen Zeitschriften erscheinen, meist im Rahmen der mit öffentlichen Mitteln finanzierten Tätigkeit festangestellter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entstanden sind. Dieselben Institutionen, die die Forschung finanzieren, müssen also hinterher die Ergebnisse dieser Forschung für teures Geld zurückkaufen. Denn die Verlagsverträge erlauben es den Autoren in aller Regel nicht, ihre Daten und Fachaufsätze in einer kostenfreien Parallelversion etwa im Internet zu veröffentlichen.
Als Reaktion darauf ist die Open-Access-Bewegung entstanden. Sie möchte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dazu ermutigen, ihre Forschungsbeiträge lieber in sogenannten Open-Access-Zeitschriften zu veröffentlichen. Entweder, indem sie selbst bzw. ihre Institution oder ein Verlag die Veröffentlichung unter eine freie Lizenz stellen. Der Text ist dann gleich nach Erscheinen auch im Netz frei verfügbar. Oder indem sie sich das Recht vorbehalten, den Artikel parallel zur Druckveröffentlichung in ein Online-Archiv einzustellen. Solche Repositorien werden von Fachgruppen, einzelnen Bibliotheken und Hochschulen auf nicht-kommerzieller Basis betrieben.
Die Open-Access-Bewegung hat in den letzten Jahren große Fortschritte dabei gemacht, wenn es darum geht, den Anteil freier Publikationen zu erhöhen. Viele öffentliche und andere Förderer machen Open Access zur Voraussetzung, und den deutschen Wissenschaftsorganisationen ist es über „Projekt Deal“ gelungen, dies im Rahmen von Vereinbarungen mit den Großverlagen im Wissenschaftsbereich festzuschreiben. Allerdings sind diese Entwicklungen auch mit höheren Publikationsgebühren verbunden, und die Verlage spielen als profitorientierte Unternehmen weiter eine zentrale Rolle.
DIE LINKE setzt sich für eine umfassende Open-Access-Förderstrategie ein. Dazu gehört ein unabdingbares Zweitveröffentlichungsrecht. Wissenschaftler müssen das Recht haben, bereits erschienene Veröffentlichungen erneut zu publizieren, auch wenn ihr Verlag dies untersagen möchte. Das 2014 eingeführte Zweitveröffentlichungsrecht sieht dafür aber viel zu viele Einschränkungen vor und muss deshalb dringend überarbeitet werden.
Außerdem wollen wir durchsetzen, dass Forschungsergebnisse, die überwiegend mit Bundesmitteln finanziert werden, zwingend als Open-Access-Publikation erscheinen müssen. Open-Access-Veröffentlichungen sollten zudem weder bei der Vergabe von Fördergeldern noch bei Berufungs- und Besetzungsverfahren einen Minuspunkt darstellen.
Auf längere Sicht wollen wir eine Transformation des wissenschaftlichen Publikationssystems unterstützen, die die Abhängigkeit von profitorientierten Unternehmen überwindet.
DIE LINKE wird auch in Zukunft mit allen Partnern zusammenarbeiten, die sich ebenfalls in diesem Sinne für eine nachhaltige Open-Access-Strategie engagieren.
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