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Hebammen

Themenpapiere der Gruppe

Protest lohnt sich. Das zeigten die Hebammen Ende 2022. Nach einer Petition mit über 1,5 Millionen Unterschriften haben Regierung und Koalition eingelenkt: Ab 2025 werden nun Hebammen im Pflegebudget des Krankenhauses berücksichtigt. Das bedeutet nichts weniger, als dass Hebammen nicht mehr über Fallpauschalen finanziert werden, sondern die tatsächlichen Lohnkosten von den Krankenkassen bezahlt werden. Damit lohnt es sich für Krankenhäuser jetzt nicht mehr, bei den Hebammen zu sparen.

Aber: Egal ob im Krankenhaus, im Geburtshaus oder bei der Nachbetreuung der gewachsenen Familie zuhause – überall gibt es zu wenig Hebammen. Das wollen wir ändern!

Hierfür ist es bereits gelungen, die Tür einen Spalt zu öffnen. Denn die Hebammenversorgung ist Teil des Koalitionsvertrags geworden: Angestrebt wird nun eine 1:1-Betreuung unter der Geburt, wie es medizinische Leitlinien bereits seit langem verlangen. Ob sie dieses Ziel erreicht - daran muss sich die Ampel nun messen lassen.

Und daran, wie sie es erreicht. Es soll bundeseinheitliche Berufsgesetze, u. a. auch für Hebammenassistenz geben. Das lässt nichts Gutes ahnen. Denn Hebammenassistenz gibt es bisher nicht als Berufsbild. Die Bezeichnung legt nahe, dass es sich um eine „Schmalspursausbildung“ und damit um eine Spaltung des Berufsbildes handeln soll. Gerade erst wurde die Hebammenausbildung in ein Duales Studium verlagert. Ziel war eine bessere Versorgung auf aktuellem Stand der Wissenschaft, was unsere Fraktion begrüßt hat. Nun aber eine ausbildungspolitische Rolle rückwärts zu machen, um möglichst schnell möglichst billige Arbeitskräfte zu haben, ist völlig kontraproduktiv. Falls die Koalition plant, auf diese Weise das Ziel einer 1:1-Betreuung zu erreichen, dann werden wir ihr diesen Trick nicht durchgehen lassen.

Die international übliche 1:1-Quote, also dass eine Hebamme nur eine Geburt gleichzeitig betreut, muss auch in Deutschland Standard werden. Und zwar mit vollständig ausgebildeten Hebammen. Davon sind wir leider weit entfernt. Wir setzen uns dafür ein, dieses Ziel möglichst bald zu erreichen.

Es gibt auch immer weniger Kreißsäle. Auch das hängt mit den Fallpauschalen zusammen. Jede Geburt wird dem Krankenhaus grundsätzlich mit demselben Euro-Betrag vergütet. Krankenhäuser, die viele Geburten „machen“, haben geringere Kosten pro Geburt und damit bleibt ein Gewinn. Krankenhäuser, in denen es nur wenige Geburten gibt, haben hohe Kosten und machen daher Verlust. Die Hebammen fordern zurecht eine gute Betreuung der werdenden Mütter. Die ist wichtig, damit im Kreißsaal nicht vorschnell zum Skalpell gegriffen wird. Tatsächlich wissen wir aber, dass es z. B. im Saarland eine um 55 Prozent höhere Kaiserschnittrate gibt als in Sachsen. Medizinisch ist dies nicht erklärbar, nur ökonomisch. Dieses Vergütungssystem, das rein ökonomisch ausgerichtet ist, ist auch Teil der Probleme der Hebammen. Wir fordern, dass Krankenhäuser genau das Geld erhalten, was sie ausgeben (müssen). Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Bei den freiberuflichen Hebammen fordert DIE LINKE schon seit Jahren Verbesserungen bei der Vergütung. Was da bisher herausgekommen ist, z. B. Sicherstellungszuschläge und Anhebung der Betriebskostenpauschale, ist vielleicht ein Anfang, kann uns aber nicht zufriedenstellen. Denn wenn man bedenkt, dass wir einen Mangel an Hebammen haben, gleichzeitig viele ausgebildete Hebammen den Beruf aufgegeben haben, viele Hebammen in den nächsten 10 bis 15 Jahren in Ruhestand gehen, zudem die Zahl der Geburten steigt, dann ist es höchste Eisenbahn, den Beruf auch finanziell attraktiver zu machen. Sonst werden die Mütter, Kinder und Väter oft ohne Hebamme auskommen müssen.