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Chancengleichheit im Schulsystem

Themenpapiere der Gruppe

Spätestens seit der ersten PISA-Studie ist klar: Schule in Deutschland benachteiligt viele Schüler*innen, fördert die Leistungsstarken nicht ausreichend und ist insgesamt nur Mittelmaß. In kaum einem anderen OECD-Land beeinflusst die soziale Herkunft den Bildungserfolg der Kinder so wie in Deutschland. Die Chance auf einen höheren Bildungsabschluss ist bei gleicher Leistung für Jugendliche aus bildungsfernen Familien oder solchen mit niedrigem sozialökonomischen Status  wesentlich schlechter als für Kinder, deren Eltern studiert haben.

Kinder mit Beeinträchtigungen können trotz der UN-Behindertenrechtskonvention oft nicht mit Gleichaltrigen zusammen lernen und besuchen in der Regel immer noch Förderschulen. Diese Kinder werden nicht nur aus dem Regelschulsystem ausgeschlossen, sie erhalten oftmals nicht einmal den Hauptschulabschluss. Etwa 70 Prozent der Förderschulabsolvent*innen verlassen die Schule ohne Abschluss und haben somit auf dem Ausbildungs- bzw. Arbeitsmarkt entsprechend geringe Chancen.

Auch Kinder mit Zuwanderungshintergrund werden ebenfalls im Bildungssystem benachteiligt. Sie sind ohnehin häufiger von Risikolagen betroffen und lernen eher in nachteiligen Lernumwelten. Auch bei der weiterführenden Schule zeigt sich, dass Kinder mit Zuwanderungshintergrund von höherer Bildung oftmals ausgeschlossen sind. Im Gegensatz zu deutschen Jugendlichen, die fast zur Hälfte am Gymnasium sind, besucht nur knapp ein Viertel der ausländischen Jugendlichen das Gymnasium.  

Die frühe Trennung in verschiedene Schulformen zementiert nachweislich soziale Unterschiede. Die bisherigen bildungspolitischen Bemühungen konnten nicht dazu beitragen soziale Disparitäten nachhaltig abzubauen. Herkunftsbedingte Nachteile werden im deutschen Schulsystem auch 19 Jahre nach dem sogenannten PISA-Schock nicht kompensiert.

DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass dieses Gerechtigkeitsdefizit im Schulsystem behoben wird.  Bildung muss so organisiert sein, dass alle Kinder und Jugendliche gut lernen können – unabhängig von sozioökonomischem Status und Bildungsstand der Eltern, Herkunft oder Beeinträchtigungen. Das Lernen in heterogenen Lerngruppen im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention und der individualisierte Unterricht müssen dabei im Zentrum stehen. Wir brauchen ein inklusives Bildungssystem, welches keinen ausgrenzt. Langfristig muss die Mehrgliedrigkeit des Schulsystems überwunden werden. Die Zusammenlegung der Haupt- und Realschulen zu integrierten Sekundarschulen, wie sie vielerorts stattfand, ist ein Anfang, aber stellt längst noch keine grundlegende Verbesserung dar – soziale Disparitäten bleiben bestehen. Die öffentlichen Bildungseinrichtungen  müssen in die Lage versetzt werden, allen Kindern und Jugendlichen unabhängig von ihren Voraussetzungen bestmögliche Bildung und individuelle Förderung zu bieten. DIE LINKE steht für mehr Geld in der Bildung und gegen die Privatisierung von Bildung. Bildung ist ein Menschenrecht und muss daher im Rahmen der öffentlichen Daseinsvorsorge für jede und jeden garantiert werden.

DIE LINKE setzt sich  für eine Schulform ein, in der nicht nach besonderen Bildungsgängen getrennt wird, die Raum lässt für individuelle Lernförderung, längeres gemeinsames Lernen und Mobilität ermöglicht und die ein umfassendes Beratungsnetz für unterschiedliche Bedarfe beinhaltet. Wir streiten daher für Gemeinschaftsschulen. Der Erfolg dieser Schulform zeigt sich in den Ergebnissen zur Gemeinschaftsschule in Berlin: es profitieren sowohl leistungsschwache als auch leistungsstarke Schüler*innen  von dieser Schulform. Zudem kann diese Schulform herkunftsbedingte Unterschiede und damit Bildungsungerechtigkeit weitgehend aufheben.


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